Retter gesucht und gefunden? Auf jeden Fall konnte der FSV Frankfurt einen echten Experten für das Unternehmen Klassenverbleib gewinnen. Benno Möhlmann soll die Hessen vor dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga bewahren. Der 57-Jährige trat die Nachfolge des nach dem 19. Spieltag im Dezember entlassenen Hans-Jürgen Boysen an. Beim Spiel in Duisburg gibt Möhlmann sein Debüt an der Seitenlinie des FSV.
Saisonverlauf
Der FSV schaffte zwar erst am 6. Spieltag seinen ersten Saisonsieg, konnte aber lange eine gewisse Distanz zu den Abstiegsrängen wahren und rangierte in der Tabelle viele Wochen vor dem MSV Duisburg. Der letzte „Dreier“ datiert allerdings vom 30. September (3:1 in Aachen). Nach zuletzt neun Spielen ohne Sieg ist der FSV, der im ganzen Jahr 2011 gerade einmal vier Partien gewinnen konnte, auf Rang 16 abgerutscht. Dies würde am Ende der Saison die Relegation gegen den Dritten der 3. Liga bedeuten.
Die Ausgangslage
Der Klassenverbleib war schon zu Saisonbeginn das primäre Ziel der Hessen, die nur über einen geringen Etat verfügen und im Sommer einige Abgänge verkraften mussten. Die ausbleibenden Erfolge nagten zudem am Selbstvertrauen. Trainer Möhlmann ist dennoch zuversichtlich, das Ruder herumreißen zu können. „Diese Mannschaft ist in der Lage, besser zu spielen, als sie es in den vergangenen Monaten getan hat. Wichtig ist das Wissen, dass man nur erfolgreich sein kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Den Eindruck habe ich hier sehr schnell gewonnen und deswegen unterschrieben“, erklärte der Coach.
Trainer & Team
Benno Möhlmann gehört zu den deutschen Trainer-Routiniers schlechthin und kennt die 2. Liga wie seine Westentasche. Seit rund 20 Jahren mischt der Münsterländer bereits als Coach im deutschen Profifußball mit. Davor hatte er eine erfolgreiche Spielerkarriere in Hamburg und Bremen. Im Vorjahr rettete er den FC Ingolstadt vor dem Abstieg, wurde am 9. November 2011 aber beim FCI entlassen. „Wir konnten mit ihm unseren Wunschkandidaten verpflichten. Er war auch unser einziger Kandidat, weil er mit fast 400 Zweitligaspielen über ungemeine Erfahrung verfügt. Und das beinhaltet auch erfolgreiche Erfahrung im Abstiegskampf“, sagte FSV-Sport-Geschäftsführer Uwe Stöver im Rahmen der Verpflichtung. Die Neuverpflichtungen Chadli Amri und Ilian Micanski, die beide vom 1. FC Kaiserslautern kamen, sollen die Qualität des Kaders verbessern.
Stärken & Schwächen
Möhlmanns vordringlichste Aufgabe wird es sein, die eklatante Heimschwäche der Frankfurter zu beheben. Dem FSV gelang in dieser Saison auf eigenem Platz noch kein Sieg. Auswärts wurde immerhin in Karlsruhe und Aachen gewonnen. 36 Gegentore wurden in den bisherigen 19 Spielen kassiert. Im Angriff (bislang 18 Treffer) sollen die Winter-Zugänge Chadli Amri und und Ilian Micanski mehr Torgefahr entfachen.
Historie & Gegenwart
Im Schatten des Lokalrivalen Eintracht Frankfurt spielt der FSV in der Mainmetropole nur die zweite Geige. 1899 gegründet, gehört der Klub aus dem Stadtteil Bornheim aber dennoch zu den traditionsreichsten Sportvereinen in Hessen. 1925 stand der FSV sogar im Finale um die deutsche Meisterschaft. Nach langen Jahren im Amateurbereich gelang 2008 das Zweitliga-Comeback. Im heimischen Volksbank-Stadion kämpft der Verein um jeden Zuschauer und kann sich auf eine ebenso kleine wie feine und lautstarke Fangemeinde verlassen.
Spiele & Spieler
In zehn Pflichtspielduellen standen sich MSV und FSV bislang gegenüber, die Bilanz sieht die Zebras bei vier Siegen leicht im Vorteil. Drei Partien konnte der FSV gewinnen, darunter direkt die ersten beiden Vergleiche. Am 4. Oktober 1980 setzten sich die Hessen im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten durch. Das allererste Zweitligaspiel des MSV stieg ebenfalls in Frankfurt und bescherte dem Team des damaligen Trainers Siegfried Melzig einen miserablen Auftakt. Mit 1:2 unterlag der MSV beim FSV.
Gleich zwei Nullnummern gab es in der Saison 2008/09, auch das Hinspiel in dieser Saison 0:0. Torreicher ging es in der vergangenen Spielzeit zur Sache. Das Match in Duisburg gewannen die Frankfurter 3:1. Doch der MSV nahm Revanche: 4:0 siegten die Zebras am 30. April in Hessen. Sefa Yilmaz steuerte einen Doppelpack bei.
Apropos Tore: Viele Treffer hat Björn Schlicke in seiner Karriere noch nicht geschossen. Zwischen 2006 und 2010 war der lange Abwehrspieler mit dem wuchtigen Schuss für den MSV am Ball und konnte insgesamt drei Tore markieren. Als Schicke in der vergangenen Saison mit dem FSV in Duisburg antrat, war er aber direkt erfolgreich und steuerte zum 3:1-Erfolg seiner Elf ein Tor bei. Sein Teamkollege war im Vorjahr Jürgen Gjasula, der seinerseits im Sommer zu den Zebras wechselte und sich jetzt auf das Match gegen die ehemaligen Kollegen freut.