Über Baesweiler und Bayern zum Titel: Deutscher Amateur-Meister 1987


Wer absteigt, muss leiden. Während der Prozedur sowieso - und später, wenn die Gegner ein geringeres Kaliber haben, erst recht. Duisburger wissen das nur durch einige Bundesliga-Abstiege genau. 1986 ging es mit dem MSV Duisburg sogar runter bis in die drittklassige Oberliga Nordrhein. Als Trost konnten die Zebras aber zumindest einen Titel feiern. Am 21. Juni 1987 wurde der MSV deutscher Meister der Amateure.

Bei aller Euphorie über die gewonnene Trophäe wollte jedoch keiner einen Hehl daraus machen, dass dieser Titel keinen allzu hohen Stellenwert habe. Denn an der DM-Endrunde nahmen damals jene Vereine teil, die in ihren Oberligen Zweiter waren und somit die lukrative Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga verpasst hatten. Den Zebras ging das nicht anders.

Bereits die erste Saison in der Oberliga Nordrhein war ein echter Kulturschock. Statt gegen Rot-Weiss ging es plötzlich gegen Schwarz-Weiß Essen. FV Honnef, VfL Rhede, Viktoria Goch und SV Baesweiler sind nur eine Auswahl der weiteren Kontrahenten. Zumindest ging es relativ erfolgreich zur Sache. Einem 4:1-Erfolg gegen Goch folgte ein 3:0 über Baesweiler. Und auch die Zuschauer kamen wieder. Drei Mal füllte sich das Wedaustadion im fünfstelligen Bereich; das hatte es in den vorhergehenden beiden schlechten Zweitliga-Jahren nicht ein Mal gegeben. Besonders interessant war das Derby gegen Hamborn 07, das die Meidericher denkbar knapp mit 2:1 gewinnen konnten. Michael Struckmann und Uwe Kober sorgten vor 15.000 Fans für den Erfolg in letzter Minute.

Alles in allem saß der MSV aber in einem Fußballzug nach Nirgendwo und bastelte an einem Neustart. Trainer Detlef Pirsig sollte es von der Bank richten, im Vorstand übernahm Dieter Fischdick den Vorsitz und auf dem Rasen wollte das Team um Kapitän Kalle Rohr die nötigen Punkte für den direkten Wiederaufstieg holen. Zumindest die Sache mit dem Profi-Comeback misslang. Als die Pirsig-Elf drei Spieltage vor Schluss mit 0:2 am BVL Remscheid scheiterte, war klar, dass man den Bergischen in der Aufstiegsfrage den Vorzug überlassen musste.

Es war eine dennoch funktionierende Einheit, die Pirsig Woche für Woche auf den Rasen schicken konnte. Michael Tönnies, Struckmann und Kober schossen das Gros der Tore, Toni Puszamszies und Karl Rohr hielten die Defensive zusammen. Und dann war noch Thomas Strunz, der begierig die Tipps seiner erfahrenen Kollegen aufsaugte. Der Junge aus Duisburg-Neudorf galt als größtes Talent der Zebras und trumpfte zwei Jahre später in der Duisburger Aufstiegssaison so stark auf, dass ihn Bayern-Manager Uli Hoeneß nach München holte.

Es war ein Transfer, der sich für alle Seiten lohnte. MSV-Präsident Dieter Fischdick hatte einen guten Ablösevertrag für den damals teuersten Amateurspieler aller Zeiten ausgehandelt. Auch Nationalmannschaftseinsätze und eine Weitergabe von Strunz zum VfB Stuttgart ließen den MSV partizipieren. Über eine Million Mark brachte der Transfer schließlich in die Kasse der Zebras. Strunz wurde mit den Bayern mehrfach Meister und holte 1996 den EM-Pokal.

Als Trostpreis für die knapp verpasste Aufstiegsrunde ging es in die Endrunde um die deutsche Amateurmeisterschaft, in der sich die Zebras aufgrund ihrer Heimstärke famos durchsetzten. Im Viertelfinale reichte es beim Hessen-Vertreter Eintracht Haiger nur zu einem 0:0, im Rückspiel wurde mit einem 3:2-Erfolg alles klar gemacht. Ähnlich verfuhren Rohr und Co. im Halbfinale, als Tennis Borussia Berlin den MSV nicht aufhalten konnte. Einem 0:0 in Berlin folgte im Wedaustadion ein 2:1-Sieg.

Im Finale am 21. Juni 1987 ging es schließlich gegen die Amateure des FC Bayern München, die im Wedaustadion keine Chance hatten. Die doppelten Torschützen Michael Tönnies und Uwe Kober leisteten beim 4:1-Triumph der Zebras ganze Arbeit. 11.000 Zuschauer feierten einen Titel, der für die Duisburger aller Ehren wert war. Und vier Jahre später war der MSV auch wieder erstklassig und durfte gegen die großen Bayern ran.

21. Juni 1987:
Deutscher Amateurmeister MSV Duisburg: Macherey, Notthoff – Puszamszies, Struckmann – Strunz, Rohr, Kober, Ronden, Semlits, Voßnacke, Tönnies (Zils)
Tore: Tönnies (2), Kober (2)
Zuschauer: 11.000

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