Wirklich freuen mochte sich André Hofschneider über seine Beförderung zum Cheftrainer beim Traditionsklub Union Berlin nicht. " Der Anlass ist alles andere als schön", sagte der frühere Bundesliga-Spieler, nachdem ihm die Verantwortung übertragen wurde. Auch im Anschluss an die jüngsten Partien waren Hofschneiders Gedanken und die der Mannschaft zunächst beim ehemaligen Chefcoach Sascha Lewandowski, der sein Amt vor einer Woche krankheitsbedingt niedergelegt hatte.
Der 44-jährige Lewandowski leidet laut Klubinformation an einem "akuten Erschöpfungssyndrom, das funktionelle Herzbeschwerden verursacht". Lewandowski, der sich zur Zeit in der Reha befindet, hatte vor einer Woche um die Veröffentlichung der Diagnose gebeten. "Ich hatte gehofft, dass eine kurze Pause reichen könnte. Dies war aber leider überhaupt nicht der Fall. erklärte Lewandowski, dem auch der MSV Duisburg alles Gute auf dem Weg zur Genesung wünscht. Nach Einschätzung von Lewandowskis Ärzten werde es wohl "noch Monate dauern, bis ich wieder der Alte bin".
Nach dem Rücktritt des Kollegen, soll es nun Hofschneider richten "Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht. In dieser Situation geht es darum, das Beste daraus zu machen", erklärte der Coach, der zunächst davon sprach, dass die Zuschauer weiter eine "Sascha-Lewandowski-Mannschaft" sehen würden. Damit wird der Wertschätzung für den Ex-Coach Ausdruck verliehen. Immerhin war es Lewandowski gelungen, Union aus der Abstiegszone zu holen und ins Tabellenmittelfeld zu führen.
Die Berliner überzeugten vielfach mit strukturiertem Fußball, belohnten sich für ihre guten Leistungen aber nicht immer mit Siegen. Auswärts konnte das Team diese Saison allerdings schon drei Siege feiern. Im ersten Match ohne Lewandowski wurde daheim Karlsruhe mit 2:1 bezwungen. Mit dem 4:0 vor einer Woche gegen Frankfurt wurde das Punktekonto auf 33 Zähler geschraubt.
16 Pflichtspiele wurden bislang zwischen Zebras und den „Eisernen“ ausgetragen, die MSV-Bilanz ist insgesamt negativ. Vier Partien konnten die Zebras gewinnen, in acht Spielen ging Union Berlin als Sieger vom Platz. Das Hinspiel in dieser Saison gewann Union mit 3:2.
DER TRAINER Bei Union Berlin wurde André Hofschneider als Spieler groß und gilt gewissermaßen als Urgestein. Nach weiteren Spielerstationen unter anderem in Rostock, Bielefeld und 1860 München, wurde der frühere Erstligaspieler 2007 Co-Trainer in Köpenick. Seit der Erkrankung seines ehemaligen Chefcoachs Sascha Lewandowski und wohl bis zum Saisonende soll Hofschneider das Union-Team hauptverantwortlich betreuen.
IM RAMPENLICHT Sören Brandy legte 2012/13 eine überzeugende Saison in Zebra-Streifen hin, wechselte nach der Lizenzverweigerung aber zu Union. In Berlin gehört der Offensivspieler auch in dieser Saison zum Stammpersonal und konnte in 22 Partien schon drei Tore erzielen.
DIE GESCHICHTE In der ehemaligen DDR stellte Union Berlin den Gegenpol zum von Stasi-Chef Erich Mielke bevorzugten Lokalrivalen Dynamo Berlin. Als „Eisern Union“ wehrte sich der Klub aus Köpenick nach besten Kräften gegen die Widerstände, wurde 1968 in der DDR Pokalsieger und arbeitete sich nach der Wende aus den unteren Ligen bis in die Zweitklassigkeit und 2001 ins DFB-Pokalfinale. Auf ihre Fangemeinde können sich die „Eisernen“ nicht nur im eigenen Stadion „An der Alten Försterei“ verlassen.