Diejenigen von uns, die zwischen 1975-1980 das Vergnügen hatten, Kurt Jara für den MSV spielen zu sehen, schwärmen auch heute noch in höchsten Tönen vom österreichischen Nationalspieler. Zur damaligen Zeit war der offensive Mittelfeldakteur mit seiner filigranen Ballbehandlung und seiner Art, ein Spiel zu lenken unter den Bundesligaprofis etwas Besonderes.
Der in Innsbruck geborene und immer noch wohnhafte „wahrscheinlich höchstkarätige Tiroler Kicker aller Zeiten“ (Tiroler Tageszeitung) wechselte vom spanischen Erstligisten FC Valencia in ZebraStreifen und absolvierte 160 Spiele, in denen er 23 Tore erzielte. Den wohl schönsten Treffer erzielte er am 14.05.1977 im Spiel gegen den 1.FC Saarbrücken, als ihm per Seitfallzieher der zwischenzeitliche 2:2-Ausgleich gelang. Als erster Österreicher wurde er dafür mit der „Tor des Monats“-Medaille geehrt.
Sein erfolgreichstes Jahr war die Saison 1978/79, als er mit den Zebras das Halbfinale im UEFA-Cup erreichte und dort erst an Borussia Mönchengladbach scheiterte. Die Erinnerungen an die Spiele gegen Lech Posen, Carl-Zeiss Jena, Racing Straßburg und Honved Budapest lassen auch heute noch die MSV-Fans ins Schwärmen geraten.
Die Verantwortlichen des MSV Duisburg - allen voran Präsident Paul Märzheuser - waren davon überzeugt, dass auch in der darauf folgenden Saison die UEFA-Cup-Plätze erreicht werden können. Die Ernüchterung begann aber bereits am dritten Spieltag. Nach zwei Auftaktsiegen wurde das Team in der Tabelle soweit durchgereicht, dass es im April 1980 schon wie ein sicherer Absteiger aussah. Unter Trainer Friedhelm Wenzlaff, der dem beurlaubten Heinz Höher folgte, schaffte die Mannschaft daraufhin jedoch drei Siege in Folge und am 32.Spieltag mit einem 1:0-Heimsieg gegen 1860 München auch den viel umjubelten Klassenerhalt.
Die wochenlange Abstiegsangst hinterließ auch zwischenmenschliche Spuren. Kurt Jara, der sich bereits mit Trainer Heinz Höher zerstritten hatte, dachte öffentlich über einen Vereinswechsel nach und erhielt mehrere lukrative Angebote von anderen Bundesligavereinen. Auch Mannschaften aus den benachbarten Niederlanden waren sehr interessiert an dem österreichischen Spielmacher.
Die finanziellen Möglichkeiten der Zebras ließen zudem keinen Spielraum in den Vertragsverhandlungen zu. Dennoch wollte der MSV Kurt Jara unbedingt halten. So unternahmen die Meidericher den bis heute einmaligen Versuch, durch einen Zuschlag von einer D-Mark pro Eintrittskarte bei den letzten beiden Heimspielen der Saison gegen 1860 München und Fortuna Düsseldorf, zusätzliche Gelder für eine Vertragsverlängerung zu generieren. Die "Jara-Mark" erwies sich jedoch als Flop, denn mit den eingenommenen 30.000 DM ließen sich die Vertragsverhandlungen nicht entscheidend positiv beeinflussen.
So kam es, wie es kommen musste! Kurt Jara wechselte im Sommer 1980 für eine Million D-Mark zum Liga-Konkurrenten FC Schalke 04. Der MSV Duisburg entschuldigte sich daraufhin bei seinen Fans und verordnete im ersten Heimspiel der "neuen" Saison (zufällig wieder gegen 1860 München) einen Rabatt für die Fans. 23.000 Zuschauer zahlten genau eine "Jara-Mark" weniger Eintritt.
Am 14. Oktober feiert die MSV-Legende und 59-facher österreichischer Nationalspieler seinen 67. Geburtstag. Die Zebra-Familie gratuliert von ganzem Herzen und wünscht Dir, lieber Kurt, alles Gute für die Zukunft. Es wäre schön, wenn wir Dich bald mal wieder an der Wedau begrüßen dürften!
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