Sportdirektor Ivo Grlic und Chefscout Chris Schmoldt verfolgen innerhalb der finanziellen Rahmenbedingungen ein klares Konzept mit Perspektiv-, Abschluss- und Ausschlussscouting.
„Im Perspektivscouting hälst du den Markt im Auge, beobachtest die Entwicklung, meist junger Spieler. Das Abschlussscouting ist eine finale Sichtung: holen wir den Spieler oder nicht?“, erläutert Schmoldt. „Das Ausschlussscouting passiert quasi analog dazu automatisch, denn man sieht ja nicht nur Spieler, die man interessant findet, sondern auch jede Menge, die man für sich ausschließt. Bewertungen aus den Beobachtungen hinterlegen wir immer in unserem Datenbanksystem, in dem im Prinzip jeder Spieler eine digitale Karteikarte hat oder bekommt. Dadurch können wir alles immer nachvollziehen und Informationen gehen nicht verloren.“
Wichtig ist dabei natürlich auch die Schnittstelle zwischen Lizenz- und Nachwuchsscouting, vor allem im U19-Bereich. Dazu gibt es einen ständigen Austausch mit NLZ-Leiter Uwe Schubert und Uwe Weidemann, der das Nachwuchsscouting verantwortet. Schmoldt: „Beide kennen sich in dem Bereich exzellent aus.“
Die Zebras bedienen sich in der zwar kleinen, aber höchst professionellen Abteilung natürlich auch professioneller Software für Videosichtung, Analyse und Datenüberwachung. „Natürlich kann der MSV nicht eine Vielzahl von Studenten oder gar fünf, sechs feste Scouts anstellen, die eine weltweite akribische Marktabdeckung gewährleisten“, sagt Grlic – und lobt: „Mit guten Strukturen können wir viel kompensieren!“
Klar ist aber auch: Videoscouting kann die direkte Live-Beobachtung nicht ersetzen, ist heutzutage aber ein ganz wichtiger Bestandteil. Auch spielt „Netzwerkarbeit“ beim MSV eine wichtige Rolle. „Wir bewerten nicht nur die sportlichen Fertigkeiten, sondern durchleuchten auch den Charakter des Spielers“, macht Grlic klar. „Zum einen über Informationen, die wir bekommen können, und zum anderen über das persönliche Gespräch mit potenziellen Neuzugängen.“
Die Suche nach ablösefreien Kickern engt dabei natürlich den Kreis ein. Ohne ins Detail gehen zu wollen und zu können – ein paar Geheimnisse müssen wir ja auch noch haben – erklärt Schmoldt den prinzipiellen Ablauf in der Kadergestaltung: „Wir analysieren den Personalbestand, also: Welche Spieler stehen uns mit welcher Vertragslaufzeit wie lange zur Verfügung, wen können oder wollen wir halten? Daraus ermitteln wir den Personalbedarf, sprich: Was für Spielertypen benötigen wir entsprechend unserer Ausrichtung auf welchen Positionen? Dann folgt die Personalsuche und schließlich die Personalrekrutierung, sprich die Spielerverpflichtung.“
Ein – trotz schneller Entscheidungen – langer Prozess, in den natürlich immer auch das Trainerteam eingebunden ist. Aber klar ist auch: die Vorgaben und die Positionsprofile entsprechend der Vereins-Spielphilosophie legt der MSV fest. Das Scouting als „interner Dienstleister“ trägt dabei eine hohe Verantwortung im „Team MSV“ – und erledigt sie mit Bravour.