Nach seiner Zeit bei Arminia Bielefeld, die mit einer einjährigen Verletzungspause endete, war „Scholty“ bereits mit den Sportfreunden den Weg aus der Oberliga in die Regionalliga gegangen. „Zu der Zeit habe ich bei den Siegenern gearbeitet – gemeinsam mit drei, vier anderen Spielern in der Firma des Präsidenten Utsch“, erklärt Scholtysik. „Hätten wir den Sprung geschafft, wäre die Situation im Profifußball vielleicht etwas anders gewesen. Wir standen kurz davor.“
Nur ein Jahr nach dem Aufstieg in die Regionalliga steht den Sportfreunden aus Siegen das Tor zur 2. Liga offen. Siegen-Coach Ingo Peter kann in der Aufstiegsrunde aus dem Vollen schöpfen und das Siegerland steht hinter ihm und seinen Mannen: 22.000 Zuschauer im Leimbachstadion sind bereit, ihre Mannschaft im ersten Spiel gegen die Offenbacher Kickers auf dem Weg in den bezahlten Fußball nach vorn zu peitschen.
Mittendrin statt nur dabei ist Spielführer Darius Scholtysik: Neben Dieter Schönberger beackert er das zentrale Mittelfeld. Kurz vor dem Pausentee trifft Miroslav Ziga zur Siegener Führung (42.). Zehn Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff erhöht Asif Saric auf 2:0 (55.). Neun Minuten vor dem Ende legt Uwe Klein ab für den heranrauschenden Scholtysik, dessen Linksschuss im unteren Eck landet.
„Meine Reaktion werde ich nie vergessen. Ich bin auf die Knie gefallen und habe mit der Faust auf den Rasen geknallt, weil ich mich so gefreut habe. Dann kamen die Jungs und sind auf mich drauf. Das war ein super Gefühl.“ Das 4:0 besorgte schließlich ebenfalls Ziga nach Vorarbeit von Scholtysik (86.). „Dann waren wir fast mit einem Bein in der 2. Liga.“
„Da habe ich wirklich ein gutes Spiel abgeliefert. Wir hatten alles im Griff“, berichtet „Scholty“. „Ich war der Sechser im zentralen Bereich, habe, wie man so schön sagt, das Spiel an mich gerissen“. Dennoch fehlte den Siegenern noch ein Erfolg bei der Tennis Borussia Berlin, um aufzusteigen.
In der Hauptstadt führte dann ein „umstrittener Elfmeter“ zum 0:1-Rückstand. Scholtysik und die Sportfreunde verloren schließlich 0:2 und verblieben in der Regionalliga.
Trotz der verpassten Beförderung in Liga zwei betont er: „Die Zeit in Siegen war für mich wunderschön. Dort hat alles gepasst. Nach meiner langen Verletzung war ich endlich wieder in der Lage, Fußball zu spielen. Das war für mich das Allergrößte. Zu der Zeit habe ich auch meine Frau kennengelernt, unsere Kinder sind in Siegen zur Welt gekommen. Wir hatten eine Supertruppe, mit der wir noch immer Videokonferenzen haben.“
Übrigens: Fünf Zebras aus unserem aktuellen Kader waren im Mai 1998 noch nicht geboren. Sinan Karweina, Cem Sabanci, Migel Schmeling, Vincent Gembalies und Jonas Brendieck dürften trotzdem von der Erfahrung der Siegener profitieren, wenn es um Aufstiege geht ;-)